Die Kryptowährung Bitcoin ist mit keinem geringeren Ziel angetreten, als weltweit eine neue Form des Geldes zu etablieren: Ohne zentrale Abwicklungsstelle, ohne Aufsichtsgremien oder Bankensystem. Kontrolliert allein durch das Mehrheitsprinzip der Teilnehmer eines Peer-to-Peer-Netzwerks.
Was auf den ersten Blick faszinierend erscheint und das Zeug für eine Revolution des althergebrachten Geldsystems haben könnte, ist aber gleichzeitig nicht ohne Nachteile und Gefahren für seine Nutzer.
Early Adopter und geringe Akzeptanz
Besitzer der Kryptowährung haben derzeit ein Problem: Sie wird abseits von Handelsplätzen und speziellen Börsen kaum akzeptiert. Nur wenige Händler, online wie offline, bieten Bitcoins als Bezahloption an.
Im Grunde ist es das typische Henne-Ei-Problem: Solange Bitcoins eine Randerscheinung bleiben, ist das Interesse von Geschäftsleuten gering, Zahlungen mit Bitcoins zu ermöglichen. Aber solange sich kaum ein Händler daran beteiligt, wird auch die Nutzerbasis nur eine kleine bleiben.
Stark schwankende Wechselkurse
Doch es gibt noch eine andere Ursache, welcher der größeren Verbreitung von Bitcoins im Wege steht: Die derzeit (Ende 2017) hohe Volatilität des Wechselkurses.
Beispielsweise kostete am 5. Dezember 1 ₿ noch ca. 9.900 €, zwei Tage später lag der Kurs bereits bei über 14.000 €, nur um tags darauf bei etwas mehr als 12.900 € zu landen.
Für Händler wird die Akzeptanz einer derart schwankenden Währung damit zum Glücksspiel. Denn Wertänderungen zwischen 20 und 40 Prozent binnen weniger Tage können eine Gewinnspanne nach oben katapultieren – oder zum Schmelzen bringen.
Viele Geschäftsleute werden mit einem Engagement deshalb wohl warten, bis sich der Wechselkurs von Bitcoin gegenüber anderen Währungen zumindest halbwegs stabilisiert hat.
Lotterie, Währung, Investment!?
Da wir gerade vom Thema Glücksspiel sprachen. Was sind Bitcoins überhaupt im rechtlichen Sinn?
Bezogen auf Deutschland lässt sich die Aussage treffen, dass hierzulande Bitcoins kein gesetzliches Zahlungsmittel darstellen.
Nach Feststellung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) handelt es sich um eine Rechnungseinheit, die in „multilateralen Verrechnungskreisen“ eingesetzt werden kann, oder weniger sperrig formuliert: um ein Finanzinstrument im Sinne des Kreditwesengesetzes (KWG).
Gewinne aus dem Verkauf von Bitcoins unterliegen als privates Veräußerungsgesetz der Einkommensteuer. Insofern sind natürlich auch alle weiteren Steuerpflichten darauf anwendbar; Bitcoins eignen sich also nicht, um auf legalem Weg beispielsweise der Zahlung von Umsatzsteuer zu entgehen.
In anderen europäischen Ländern stellt sich die Situation ähnlich dar – es fehlt die offizielle Anerkennung als „echtes“ Geld. Das wird sich wohl mittelfristig kaum ändern, denn Bitcoin als Zahlungsmittel zu legitmieren, hieße gleichzeitig den Status der eigenen Währung zu schwächen.
Blockchain-Wachstum bringt Probleme
Die Blockchain ist Herz und Gehirn gleichermaßen, sie speichert alle jemals mit Bitcoins durchgeführten Transaktionen und fungiert somit als Geldspeicher der digitalen Währung.
Das Problem: Die Blockchain wächst rasant. Anfang Dezember 2017 betrug die Datenbankgröße bereits 145 GB. Und ein Ende ist prinzipbedingt nicht absehbar.
Bislang gibt es keine von der Bitcoin-Gemeinschaft allgemein akzeptierte Vorgehensweise, wie mit dem theoretisch unendlichen Wachstum der Blockchain umgegangen werden soll. Denkbar wäre die aktive Nutzung von nur einem Teil der Blockchain, während der Rest in einer Art Archiv hinterlegt ist.
Risiko eines 51-Prozent-Angriffs
Bitcoins werden durch das Mehrheitsprinzip verwaltet. Eine Gruppe von Minern (oder ein Mining-Pool), der mehr als 50 Prozent der Rechenleistung des Gesamtsystems erbringt, würde die Währung kontrollieren.
Ein solcher Angreifer wäre in der Lage, großen Schaden anzurichten, nämlich…
- von ihm ausgehende Transaktionen zu stornieren und an andere Adressen umzuleiten (also beispielsweise Geld mehrfach auszugeben),
- einige oder alle offenen Buchungsvorgänge zu verzögern bzw. zu stornieren und
- andere Miner daran zu hindern, valide Blöcke zu erzeugen.
Doch dieser Art von Angriff sind auch Grenzen gesetzt; nicht möglich wäre es…
- Transaktionen anderer Personen zu stornieren,
- grundsätzlich das Senden von Transaktionen in das Netzwerk zu verhindern,
- die Anzahl der pro Block generierten Bitcoins zu ändern,
- die Prozedur zum Generieren neuer Bitcoins zu vereinfachen oder
- Geldbeträge zu senden, die dem Angreifer nie gehörten.
Das Risiko eines solchen Szenarios ist im übrigen auch bereits bei Kontrolle über weniger als 51 % der Rechenleistung gegeben, nur sinkt die statistische Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs.
Nichtsdestoweniger stellen Angriffe dieser Art eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Verhindern könnte man 51-%-Angriffe nur durch Änderungen im Bitcoin-Protokoll, beispielsweise durch Hinzufügen einer Art Trust-Rating für Miner. Doch dies würde dem Gedanken einer gleichberechtigten Community zuwider laufen.
Verwundbarkeit der kryptographischen Techniken
Nichts ist sicher, soviel ist sicher. Auch die ausgefeiltesten Kryptosysteme können – zumindest theoretisch – geknackt werden.
Der SHA-256-Algorithmus und ECDSA stellen hier natürlich keine Ausnahme dar. Das größte Risiko in diesem Zusammenhang sind derzeit Brute-Force-Angriffe, aber zukünftig wohl auch die Einführung von Quantencomputern, die über eine enorm hohe Rechenleistung verfügen.
Die für Bitcoin genutzten kryptographischen Verfahren sind jedoch änderbar und so könnte man diese bei Bekanntwerden von Schwachstellen durch einen Mehrheitsbeschluss der Community ändern.
Fazit: Bitcoins – ja, aber auf eigene Gefahr!
Kryptowährungen im allgemeinen und Bitcoins im besonderen stellen eine interessante Alternative zu den konventionellen Zahlungsmitteln dar. Vielleicht schafft es das digitale Geld sogar früher oder später, die Finanzmärkte zu revolutionieren. Die Zukunft wird es zeigen.
Eines steht jedoch fest: Im Augenblick sind Bitcoin & Co. eine riskante Anlageform für den schwer erarbeiteten Spargroschen. Bei einer Investition droht der Totalverlust, wenngleich das eher unrealistisch erscheint.
Falls Sie sich also mit Bitcoins näher auseinandersetzen möchten, sollten Sie nur so viel Geld investieren, dessen Verlust sich im schlimmsten Fall problemlos verschmerzen lässt. Und wer weiß, vielleicht können Sie später einmal sagen: „Ich war dabei, als eine neue Währung entstand.“.
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Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Dezember 2017
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