Die besten Videoformate fürs Web

Gängige Codecs für Video und Audio...

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Von der Kameralinse auf den Bildprozessor, in den Speicher... und wie kommt das Video dann ins Web? Die Bearbeitung und Aufbereitung stellt für Anfänger oft eine kleine Herausforderung dar.
Von der Kameralinse auf den Bildprozessor, in den Speicher... und wie kommt das Video dann ins Web? Die Bearbeitung und Aufbereitung stellt für Anfänger oft eine kleine Herausforderung dar.

Wer sich als Webentwickler bzw. Videographer abseits der großen Streaming- und Tube-Plattformen mit der Integration von Videos auf Websites beschäftigt, hat die Qual der Wahl zwischen einer Vielzahl von Videoformaten.

Genauer gesagt, spricht man von Video- bzw. Audio-Codecs (Wortschöpfung aus „Coder-Decoder“). Technisch gesehen handelt es sich dabei um mathematische Verfahren zur Kodierung und Dekodierung der meist unkomprimierten Video- und Tonaufnahmen, wie sie von digitalen Kameras erzeugt werden.

Warum muss man Videos überhaupt „codieren“?

Kameras liefern meist sogenannte Raw-Daten (deutsch „roh“). Das sind herstellerspezifische Datenformate, welche die unkomprimierten und unbearbeiteten Datenströme darstellen.

Solche Rohdaten eignen sich hervorragend für die spätere Nachbearbeitung von Videos, da Sie auf verlustfreie Bild- und Toninformationen zurückgreifen können, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.

Allerdings sind die anfallenden Datenmengen verhältnismäßig groß – für die Nutzung im Internet ist das ein Problem. Zudem kocht jeder Kamerahersteller sein eigenes Formst-Süppchen (teilweise unterscheiden sich die Raw-Formate sogar zwischen einzelnen Kameramodellen.

Abhilfe schafft eine Komprimierung und Aufbereitung von Videos mithilfe der eingangs erwähnten Codecs.

Jeder Codec besteht aus diesen beiden Teilen:

  • Der erste Teil dient dem Erstellen der Videodateien. Die bearbeiteten Rohdaten (Video und Audio) werden standardisiert und komprimiert. Die damit erzeugte Datei kann dann auf den eigenen Webserver hochgeladen oder über ein Video-Portal bereitgestellt werden.
  • Der zweite Teil liegt auf dem Endgerät des Betrachters und ist dafür verantwortlich, aus den Daten ein sichtbares Video zu erzeugen. Da die Wiedergabe von Videos ohne Zeitverzögerung erfolgt, muss die Dekodierung ressourcenschonend durchgeführt werden.

Die Herausforderung bei der Auswahl des richtigen Codecs besteht also darin, dass dieser einerseits bei hoher Datenkompression eine ausreichend gute Bild- und Tonqualität liefert. Und andererseits von den Abspielgeräten (meist ein Webbrowser) unterstützt werden muss.

Wichtige Video-Codecs für Webbrowser

  • VP8/VP9: weitverbreiteter Codec mit guter Balance zwischen Kompressionsrate und Qualität; wird von vielen Streamingdiensten verwendet.
  • AV1: Nachfolger von VP9, mit sehr guter Unterstützung auf gängigen Browser-Plattformen.
  • H.264: Standard, vor allem im kommerziellen Umfeld.
  • H.265: leistungsfähiger Nachfolger von H.264, jedoch weniger verbreitet.

Wichtige Audio-Codecs für Webbrowser

  • Opus: für Sprach- und Musikübertragungen gleichermaßen geeignet; geringe Latenz, wird von den meisten Browsern unterstützt.
  • Vorbis: eine Alternative zu Opus, jedoch weniger gut geeignet für Live-Streaming und Kommunikation in Echtzeit.
  • AAC: weit verbreiteter, universell einsetzbarer Codec.
  • MP3: der Klassiker unter den Audioformaten mit sehr hoher Verbreitung im Consumer-Bereich.

Codec vs. Containerformat

Besonders Einsteiger im Bereich der digitalen Videobearbeitung setzen das Containerformat oft mit dem Codec gleich. Das ist jedoch nicht korrekt. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen dem Containerformat und dem Codec zu kennen:

Beim Containerformat handelt es sich um die übergeordnete Datenstrutkur, welche einzelne Datenströme – in diesem Fall Video und Audio – in einen Datenstrom (eine Datei) zusammenfasst.

Die Dateiendung eines Videos gibt Auskunft über das zugrunde liegende Containerformat, nicht notwendigerweise über die verwendeten Codecs.

Im Videobereich sind diverse Containerformate gängig, wie WebM (z.B. Video-Codecs VP8, VP9, AV1 und Audio-Codecs Opus, Vorbis) sowie MP4 (z.B. Video-Codecs H.264, H.265 und Audio-Codecs AAC und MP3).

Da das Containerformat vom genutzten Codec abhängt (nur vom Containerformat unterstützte Codecs lassen sich nutzen), kann man es nicht frei bestimmen: Die Kombination aus Video-/Audio-Codec legt immer das Containerformat fest.

Patente und Lizenzgebühren

Grundsätzlich unterliegt jeder Codec dem Urheberrecht und wird von einer unterschiedlichen Anzahl von Lizenzinhabern verwaltet (für manche Codecs werden Patente im vierstelligen Bereich geltend gemacht). Gleiches gilt für das Containerformat.

In den meisten Fällen müssen die Hersteller von Abspielgeräten und Software (z.B. Smart-TVs, Webbrowser, Software zur Videobearbeitung) kommerzielle Codecs lizenzieren, während für die damit erstellten Videos keine Lizenzgebühren anfallen.

Es gab in der Vergangenheit jedoch Bestrebungen, zumindest kommerzielle Nutzer – also monetarisierende Content-Creators, Videoportale und dergleichen – ebenfalls zur Kasse zu bitten.

Da sich die Lizenzsituation populärer Codecs durch rechtliche Auseinandersetzungen zwischen Lizenzinhabern oder das Auslaufen von Patenten ändern kann, empfehlen wir vor der Nutzung eines Codecs dessen Lizenzbedingungen zu prüfen. Diese finden Sie im Web unter dem Stichwort „<Codec> lizenz“.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wählt für seine kommerziellen wie privaten Video-Projekte einen möglichst modernen, offenen und lizenzfreien Codec. Oder greift auf Codecs zurück, für welche keine aktiven Patente und sonstige Lizenzansprüche mehr existieren.


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Januar 2025
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