Kleine Geschichte der SMS
Anfang der 1990er Jahre revolutionierte der Kurznachrichtendienst SMS (englisch für „Short Message Service“) die mobile Kommunikation. Seitdem gehört „simsen“ zum festen Bestandteil der Handynutzung.
In der Hochzeit der SMS ab 2010 wurden jährlich zwischen 40 und 60 Milliarden Kurznachrichten versendet, allein in Deutschland. Mit der Verfügbarkeit von Messenger-Diensten sank die Popularität der Kurznachrichten jedoch rapide, liegt aber immer noch bei über fünf Milliarden SMS (im Jahr 2023).
Ein Nachfolger wird gesucht…
Via SMS können ausschließlich Textnachrichten zugestellt werden; für multimediale Inhalte wurde der Zusatzdienst MMS („Multimedia Messaging Service“) geschaffen. Dieser führt aufgrund diverser Limitierungen und hoher Gebühren vieler Mobilfunkanbieter ein Schattendasein.
Die Wunschliste für einen möglichen Nachfolger ist lang: Neben Texten, Bildern und Videos beliebiger Größe sollte auch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vorhanden sein (SMS werden in Klartext übertragen).
Mit RCS („Rich Communication Services“) erschien ein scheinbar würdiger Kandidat auf der Bildfläche. Seine Entwicklung begann bereits 2008, die Markteinführung in Deutschland fand allerdings erst sehr zögerlich im Jahr 2012 statt.
Verantwortlich für den Standard RCS zeichnet der internationale Branchenverband der GSM-Provider (GSMA, also „GSM Association“; GSM steht für „Global System for Mobile Communications“).
Trotz diverser Anstrengungen vergingen weitere Jahre, bis RCS auch von modernen Smartphones flächendeckend unterstützt wurde und nun zumindest als benutzbare Alternative zu Messengern verfügbar ist.
Worin unterscheidet sich RCS von SMS?
Der signifikanteste Unterschied liegt in der Art und Weise der Datenübertragung: Während SMS direkt über die Mobilfunknetze übermittelt werden, benötigt RCS zwingend eine Internet-Anbindung.
Diese ist für die Übertragung größerer Datenmengen und einer weltweiten Verfügbarkeit unerlässlich, setzt aber auch Internet-fähige Endgeräte mit entsprechender Software („RCS-Clients“) voraus.
Zusätzlich erfordert RCS gemeinhin die Unterstützung der Mobilfunknetze, was die internationale Verbreitung einschränkt und selbst innerhalb eines Landes zu Problemen führen kann. Dieses Manko lässt sich allerdings durch die Nutzung spezieller RCS-Clients umgehen, wobei die Kommunikation dann exklusiv über die Server des jeweiligen Betreibers läuft.
Ist RCS sicherer als SMS, Stichwort „Verschlüsselung“?
Leider kann man diese Frage nur mit einem vagen „Jein.“ beantworten.
Der ursprünglich von den Netzbetreibern verabschiedete Standard sieht keine Verschlüsselung von Inhalten vor. Zwar gibt es marginale Verbesserungen im Übertragungsweg, doch für böswillige Akteure – insbesondere staatliche Organisationen – bleiben RCS lesbar.
Einige Anbieter von RCS-Clients haben zwischenzeitlich eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung implementiert, die jedoch lückenhaft ist:
Sogenannte Meta-Informationen (also technische Verbindungsdaten wie Datum und Uhrzeit, Telefonnummer, SIM-Kartennummer sowie Gerätekennung) werden vom Anbieter über einen variablen Zeitraum gespeichert.
Sind RCS zu SMS kompatibel?
Grundsätzlich ja. Wird eine RCS an eine Handynummer gesendet, deren Nutzer nur SMS/MMS unterstützt, erfolgt eine automatische Umwandlung.
Dies kann jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden sein und auch die Qualität der übermittelten Inhalte dürfte leiden (z.B. werden Bilder stark komprimiert, um in das MMS-Format zu passen).
Erweiterte Funktionen von RCS (wie Reaktionen auf Nachrichten oder besonders große Dateianhänge) gehen möglicherweise verloren.
Fazit und Zukunftsaussichten von RCS
Die Einführung von RCS kommt in Zeiten diverser marktbeherrschender Messaging-Dienste wie Signal, Threema, Telegram und WhatsApp zu spät und bildet gerade einmal deren Grundfunktionalität ab. So fehlen gängige Features wie Profilbilder, Statusnachrichten, Storys und Möglichkeiten, den Standort zu teilen.
Auch in Sachen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zieht RCS trotz diverser Bemühungen den Kürzeren und kommt damit für datenschutzsensible Nutzer eher nicht in die engere Wahl.
Auch wenn RCS mittelfristig an Popularität gewinnen dürfte, führt an den verbreiteten Messengern unserer Ansicht nach kein Weg vorbei.
Eigentlich schade, denn so bleibt die Frage »Mit welchem Messenger kann ich Dich am besten erreichen?« weiterhin eine der meistgestellten.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Januar 2025
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