Filterblase – gefangene Wahrnehmung

Fahrlässige Zensur für eine schöne Zeit...

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»Ich möchte nur das lesen, was mich interessiert, und zwar von anderen, deren Meinung ich teile...« Viele Menschen leben in einer gefährlichen Filterblase - Sie auch?
»Ich möchte nur das lesen, was mich interessiert, und zwar von anderen, deren Meinung ich teile...« Viele Menschen leben in einer gefährlichen Filterblase - Sie auch?

Betreiber von Suchmaschinen, sozialen Netzwerken und News-Aggregatoren versuchen durch algorithmische Methoden vorherzusagen, welche Inhalte Nutzer abrufen möchten und welche für sie irrelevant sind.

Als Grundlage für diese Form der „gutgemeinten Zensur“ dienen alle durch die Internet-Plattformen erhobenen Nutzerdaten, wie der aktuelle Standort, Suchhistorie und das Klickverhalten bei Werbeanzeigen. Hinzu kommen weitere gesammelte Informationen, die das Persönlichkeitsprofil vervollständigen.

Personalisierte Suchergebnisse, eine individualisierte Nachrichten-Übersicht und ausschließlich mit relevanten Beiträgen ausgestattete Startseiten sozialer Netzwerke… all das funktioniert nur durch das Auswählen – sprich Filtern und Zensieren – von Informationen.

Big Data und der gläserne Verbraucher

Was haben das Schreiben einer Kurznachricht, der Besuch einer Website, das Teilen eines Postings, das Spielen eines neuen Games und ein Telefonat mit der besten Freundin gemeinsam?

Die Antwort ist simpel und erschreckend zugleich: Mit jedem Klick hinterlassen wir digitale Fußabdrücke im Netz und geben so jede Menge an privaten Informationen preis. Mit dem Resultat, dass die großen Internet-Konzerne heute in der Lage sind, detaillierte Profile ihrer Nutzer zu erstellen.

Jeder Einkauf im Web, jedes Like und jede geschriebene Nachricht fügt ein weiteres Puzzleteil unsere Persönlichkeit den Datenbergen der Internet-Giganten hinzu.

Diese gesammelten Daten sind es, welche erst die Möglichkeit eröffnen, bestimmte Vorhersagen für die Wünsche und Präferenzen eines Nutzers in einer bestimmten Situation zu treffen. Oft erschreckend korrekt, manchmal schlichtweg falsch.

Filterblasen sind angewandte Psychologie

Die meisten Web-Angebote leben von wiederkehrenden Besuchern mit langer Verweildauer. Im Vordergrund steht deshalb die Schaffung eines möglichst positiven „Nutzererlebnisses“.

Aus verhaltenspsychologischer Sicht betrachtet sind die meisten Menschen bestrebt, einer sozialen Gruppe anzugehören: Sie möchten als Teil einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten mit ähnlichen Interessen und Vorstellungen wahrgenommen werden.

Auch wenn man es sich als angeblich selbständig denkendes Individuum nur schwer eingestehen mag – im Grunde folgen wir bereitwillig der Masse, angeführt von wenigen Trendsettern und Meinungsbildnern.

Unsere Aufmerksamkeit wird hauptsächlich von Dingen in Beschlag genommen, welche der eigenen Haltung entsprechen. Ansichten, die uns fern sind, finden weniger Gefallen und werden erst einmal beiseite geschoben. Das geschieht übrigens unabhängig von unserer grundsätzlichen Geisteshaltung.

Genau diese Prinzipien der menschlichen Psyche werden durch das Filtern und Präsentieren von individualisierten Inhalten angesprochen. So entstehen künstlich geschaffene, personalisierte Echokammern, welche hauptsächlich die eigenen Präferenzen bedienen und Meinungen wechselseitig bestätigen.

Wie bemerke ich eine Filterblase?

Selbständiges Denken und reflektieren des eigenen Weltbilds ist immer der beste Weg, eingetretene (oder von anderen aufgezwungene) Pfade zu verlassen.

Nutzen Sie verschiedene Quellen, um sich im Netz zu informieren: Ein und derselbe Sachverhalt kann durchaus auf verschiedene Weisen interpretiert werden. Machen Sie es sich zu Ihrem Ziel, gerade bei kontroversen Standpunkten in die Tiefe zu gehen und sie zu hinterfragen.

Und bei der Flut von Nachrichten, Videos, Postings und Kommentaren… Stopp! Nehmen Sie sich auch hier Zeit, um für wichtige Themen auf Quellensuche zu gehen. Wer hat es geschrieben, aber vor allen Dingen warum? Welche Interessen verfolgt der Verfasser einer bestimmten Nachricht?

Letztenendes gilt seit Erfindung des Homecomputers immer noch der alte Grundsatz: „Vor dem Booten des Computers, erst einmal das eigene Gehirn einschalten!“. Das funktioniert. 🙂

Wie kann ich der Filterblase entkommen?

Der Filterblase zu entwischen heißt den Datensammlern im Netz ein Schnippchen zu schlagen.

Im Internet möglichst anonym zu agieren und das Tracking des eigenen Tun und Handelns zu verhindern, ist das effektivste, wenn auch am schwierigsten umzusetzende Mittel. Ohne Daten, keine Persönlichkeitsprofile. Ohne Persönlichkeitsprofile, keine Basis für Filtermechanismen.

Um das zu Erreichen, sollten Sie vor allem die Verhaltensregel der „Datensparsamkeit“ befolgen:

Stellen Sie nicht jedem Shop oder sozialem Netzwerk alle persönlichen Details aus Ihrem Leben zur Verfügung und suchen Sie bei allzu neugierig agierenden Firmen lieber nach Alternativen.

Auf der technischen Seite lohnt sich der Einsatz von Software zum anonymen Surfen (z.B. Tor) und Browser-Plugins (z.B. Ghostery, AdBlock). Diese erfordern allerdings mitunter Fachwissen und gehen manchmal auch auf Kosten der eigenen Bequemlichkeit.

Die goldene Regel: Gehen Sie mit Ihren persönlichen Daten verantwortungsvoll um!

Daten sind die neue Währung…

Kostenlose Dienste wie Messenger, soziale Netzwerke und Nachrichtenportale bezahlen wir mit der Preisgabe unserer persönlichen Daten. Auch wenn es unbequem ist, das Lesen von AGBs und Datenschutzbestimmungen könnte so manchem User die Augen öffnen.

Machen Sie sich unbedingt bewusst, dass Ihre Daten bares Geld wert sind – aber ist es auch der Dienst, der darum bittet?

Plugins für Webbrowser zum Unterbinden des Trackings besitzen für diesen Zweck die Möglichkeit einer „Whitelist“ (Positivliste). Dort können Sie alle Websites und Dienste freigeben, die Sie mit Ihren Daten unterstützen möchten.

Lesetipps zum Thema

Für eine weiterführende Lektüre empfehlen wir Ihnen die folgenden Artikel auf DigitalLifestyle.eu:


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: September 2017
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